Sigrid Kopfermann

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Bilder aus der Sammlung Hellmut Oelert

Kopfermann-Fuhrmann Stiftung

2025, 52 Seiten, 40 farb. Abb., ISBN 748-3-947541-44-7

Beschreibung

Himmel und Hölle. Sakrale Hinterlassenschaften
im Werk von Sigrid Kopfermann

An den Ambitionen professioneller Sammler hat Hellmut Oelert sich niemals
messen wollen. Ebenso fremd ist ihm eine oft anzutreffende Fixierung auf das
Neue, so noch nicht Dagewesene. Eher durch Intuition und Zufall, begleitet
von Bonhomie und Leidenschaft, fand Bild für Bild seinen Platz im Haus
des Mainzer Herzchirurgen. So entstand eine Sammlung, die ein nur wenig
erforschtes, gleichwohl wichtiges Anliegen der Malerin Sigrid Kopfermann
offenbart. Denn hinter den geflügelten Figuren oder den in luftiger Höhe konstruierten
Panoramen verbirgt sich mehr als eine Reverenz an den Großvater,
den Flugpionier Otto Lilienthal. Vielmehr kommt hier etwas zur Geltung, das
der an formalen Problemen laborierende Kunstdiskurs während der produktiven
Jahre der Malerin nur ungern aufnahm, nämlich eine sich der christlichen
Ikonologie rückversichernde Spiritualität.
Man könne Bewegung nicht von Anfang und Ende her definieren, so die
Meinung zuständiger Philosophen. Dieser Maxime scheint Sigrid Kopfermann
im Umgang nicht nur mit der Farbe gefolgt zu sein. Auf der Rückseite
einer Leinwand befindet sich der ergänzende Hinweis „Vorwiegend grün“, als
wäre es nicht ganz unwahrscheinlich, dass das Grün sich wieder zurückziehen
könnte (S. 12). Ein anderer Titel entzieht sich jeder Zielvereinbarung und
belässt es beim bloßen Statusbericht: „Alles fließt“ (S. 24). In den meisten Fällen
aber führt die abstrakte Malerei der Sigrid Kopfermann einen sehr genau
beobachteten Gegenstand mit und versteckt sich nicht hinter minimalistischen
Zustandsbeschreibungen. So verschafft sich der Mythos mit der Inszenierung
von Engeln, in die Höhe des Gewölbes ragenden Altären sowie dem unaufhaltsamen
Fall in die Tiefe eine wiedererkennbare Gestalt. In einem Gespräch
bemerkt Hellmut Oelert, er wisse nicht, ob Sigrid Kopfermann gläubig gewesen
sei, meint aber in ihren Bildern eine Affinität zum Spirituellen zu erkennen.
Eben dies lässt sich auch über den von der Künstlerin vielfach zitierten,
von religiösen Bekenntnissen freien, gleichwohl mit religiösen Begriffen operierenden
Auguste Rodin sagen. Es ließe sich die Frage anschließen, wie und
warum die Skepsis gegenüber dem Religiösen so oft auf dessen symbolisches
Repertoire zurückgreift. …

Aus dem Beitrag von Peter Ulrich Hein