Grafische Experimente auf dem Smartphone und im Holzschnitt

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Reiner Nachtwey – Andreas Rosenthal

Grafische Experimente auf dem Smartphone und im Holzschnitt

2022, Großformat, 72 Seiten, zahlr. farb. und sw Abb., ISBN 978-3-947541-26-3

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Beschreibung

Zeichnen kann ich überall. Mit dem Finger auf der kleinen Glasplatte
verdeckt dieser immer etwas die Sicht auf den Ursprung
der entstehenden Linie. Man gewöhnt sich daran und kann
sehr schnell und erstaunlich genau den Punkt lokalisieren an
dem Finger und Linie zusammenkommen. Der Zeichenfinger
wird feinfühlig und er registriert das hosentaschenwarme Glas
und seine makellose Oberfläche. Er gleitet darüber, stockt hier
und da, spreizt die Bildfläche mit Hilfe des Daumens für feinste
Striche, Punkte und Schraffuren. Er nimmt dort eine Fläche
zurück – ähnlich der Arbeitsweise beim Linolschnitt – bis eine Linie stehen bleibt
und ‚bläst’ an anderer Stelle eine Linie auf
zur Fläche. Der Finger ist Radierer, Stift, Feder und Farbeimer
in Einem. Die Beiläufigkeit, die allgegenwärtige Möglichkeit
der Abschweifung ist wesentlich auch eine Funktion der verwendeten
Arbeitsmittel, der Technik und der Finger.

… Gleichzeitig – und dies ist die andere Seite des beiläufigen
Charakters meines Zeichnens – ist diese alltägliche Zeichenarbeit
zielgerichtet, forschend und untersuchend. In der zeichnerischen
Arbeit verwandle ich mich in einen Archäologen
und Ethnologen alltäglicher fotografischer Gebrauchsbilder.
Als ein solcher Feldforscher – Bilder sind ja Felder – unternehme
ich den ganz subjektiven Versuch, den vergangenen,
vergessenen und verschütteten Substanzen und Ebenen der
Bilder nachzuforschen die ich gefunden habe. Ich gehe der
Überlegung nach, dass sich hinter der aktuellen Erscheinung
des konventionellen fotografischen Bildes andere verbergen.
Diese Bilder suche ich … (Reiner Nachtwey)

 

… Weiß in Schwarz: Schabzeichnungen entstehen: Weißes Papier
wird gewachst, dann geschwärzt, die weiße Linie wird mit
Spachteln, mit stumpfem Finnmessern aus dem gewachsten
und schwarz übertünchten Papier herausgeschabt. Diese
Veränderung, Umkehrung im zeichnerischen Tun entspricht
not-wendender Weise auch den neuen u. a. gedanklichen Beweggründen;
nicht Wissen, Sehen, nicht Welt nachzeichnen,
stattdessen Vor-sehen und dem wagen Vorahnen zeichnerisch
vertrauen, sich in diesem neugierigen Vertrauen als Überraschung
selbst zu überlassen … (Andreas Rosenthal)